Porträt einer Frau vor einer weißen Wand. Die Frau hält ihre Haare mit beiden Händen nach oben und lacht in die Kamera.

Fototipps

Starke Frauen-Porträts: So geht’s!

Hinsehen und verstehen: Warum Frauen-Porträts eine besondere Magie entfachen.

Von Marta Urbanelis

Kennt ihr das? Bei manchen Fotos reicht ein einziger Blick, um ein ganz starkes Gefühl zu wecken: Das Motiv, die Person oder die Stimmung – ein bestimmtes Detail fasziniert so stark, dass es eure ganze Aufmerksamkeit beansprucht. Und jedes Mal, wenn mir das passiert, frage ich mich, was es ist, das mir so gut gefällt. Ist es das perfekte Licht, das bezaubernde Lächeln oder vielleicht die ungewöhnliche Perspektive? Am Ende ist die Antwort immer die gleiche: es ist der magische Moment. Dieser einmalige Augenblick, der nicht wiederholbar ist. Eine kurze Zeit, die nur den beiden Menschen hinter und vor der Kamera gehört. Wie ihr dieses besondere Etwas einfangen könnt, verrate ich euch in diesem Fototipp: Euer Weg zum starken Frauen-Porträt.

Talk to me baby!

Eine Frau dreht sich im Gehen zur Fotografin und blickt lächelnd über ihre Schulter. Ihre Haare schwingen lebendig um ihr Gesicht.
Gute Gespräche schaffen Vertrauen: Je mehr sich das Model euch öffnet, desto authentischer werden die Fotos.

Das Shooting beginnt genau in der Sekunde, in der das Model das Studio betritt. Ein warmer Tee, schöne Musik und aufrichtiges Interesse geben eurem Gast das Gefühl, willkommen zu sein. Das ist wichtig, denn offene Kommunikation und Vertrauen sind die Basis für ein gutes Ergebnis. Versucht die Frau kennenzulernen, die ihr porträtieren möchtet. Und erzeugt Emotionen, indem ihr persönliche Fragen stellt – und Gemeinsamkeiten herausfindet. So erhaltet ihr Zugang zur Persönlichkeit eures Models und könnt versuchen, diese fotografisch festzuhalten. Denn ein Porträt-Shooting ist immer auch ein Dialog zwischen Fotograf:in und Model.

Take is easy!

Das weibliche Modell breitet die Arme aus und scheint sich zu drehen. Die Frau lacht aus vollem Herzen und ihre Haare wehen durch die Luft.
Schlichte Location, keine Accessoires: Nur das Model sollte im Fokus eures Interesses und eurer Linse stehen – das reicht vollkommen.

Wenn ihr euch erst seit Kurzem für Fotografie interessiert, kommt euch das Gefühl der Unsicherheit vielleicht bekannt vor. Aber keine Sorge: Keep it simple! Gerade zu Beginn versuchen viele Fotograf:innen mit schrillen Requisiten und auffälligen Locations zu punkten. Mein Tipp: Konzentriert euch auf das Wesentliche. Und das ist die Frau, die vor eurer Linse steht. Überladende Hintergründe sorgen zwar für Aufmerksamkeit, lenken aber vom Gesicht des Models ab. Dabei sind die Geschichten, die das Gesicht einer Frau erzählen kann, unendlich und wunderschön. Weitere Tipps von mir zum richtigen Fokus und zur Komposition findet ihr hier.

Perfect imperfection.

Das weibliche Model lehnt mit dem Rücken an einer Wand und lächelt fröhlich. Sie hält mit beiden Händen ihre Haare nach oben, so dass man ihre Ellenbogen erkennen kann.
Einzigartigkeit im Vordergrund: Das perfekte Porträt? Kann schnell langweilig werden. Also: Loslassen und genießen!

Die Schönheit liegt in der Perfektion? Das finde ich nicht. Wenn man die vermeintlichen Fehler und natürlichen Makel bei sich selbst und seinem Gegenüber akzeptiert, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Und zwar auch für das Porträt-Shooting! Ein perfektes Porträt, das ein perfektes Gesicht zeigt, wirkt auf mich unnahbar – und manchmal auch einfach langweilig. Unvollkommenheit bedeutet hingegen auch immer Einzigartigkeit. Und das ist zufällig eine der wichtigsten Aspekte in der Fotografie. Was für das Model gilt, ist auch für euch als Fotograf:in von Bedeutung: Dreck auf der Linse, gezielter Out-of-Focus-Stil oder bewusste Bewegungsunschärfe sorgen für Resultate, die vielleicht nicht perfekt, aber eben auch nicht austauschbar sind. Sondern einmalig. Was hingegen perfekt sein darf, ist das Licht: Hier findet ihr meine besten Tipps zur Ausleuchtung.

Eye control.

Das weibliche Model ist aus einem niedrigen Winkel zu sehen. Sie blickt leicht melancholisch an der Kamera vorbei.
Das Fenster zur Seele: Starken Augen erzählen starke Geschichten – nutzt das für euer Porträt-Shooting.

Schaut eurem Model direkt in die Augen! Eine starke Augenpartie erweckt jedes Porträt sofort zum Leben. Sie ist ein wichtiges Element, weil sie uns dabei hilft, Gesichter zu lesen und zu verstehen. Ein Porträt, das klare und ausdrucksstarke Augen zeigt, wirkt lebendig. Und viel intensiver! Die Augen sind der Blickfang für alle, die das Foto am Ende betrachten. Und führen zu dem Bedürfnis, das ganze Gesicht erforschen zu wollen – das größte Kompliment für gute Arbeit.

Focus on the focus!

Eine Frau liegt auf dem Rücken und hält die Arme ausgestreckt und die Hände auf Höhe des Gesichts. So entsteht ein Schatten über Augen und Nase. Der Fokus liegt nun auf dem Mund des weiblichen Models.
Tiefenschärfe als Hilfsmittel: In dem ihr das Gesicht nicht komplett zeigt, lenkt ihr die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Detail.

In der Fotografie gibt es bestimmte Regeln. Aber ich finde, dass der Spaß erst dann beginnt, wenn man anfängt diese Regeln zu brechen: Experimentiert doch einfach mal mit dem Fokus. Fokussiert Hände und Arme eures Models manuell, sodass das Gesicht im Hintergrund unscharf zu erkennen ist. Diese Art zu fotografieren erzeugt eine besondere Atmosphäre, die sich von perfekt fokussierten Motiven abhebt. Spielt mit der Tiefenschärfe, um bestimmte Aspekte des Gesichts hervorzuheben: Die Augen, den Mund oder ein anderes Detail. Es funktionert!

Geheimtipps vom Profi

Und falls die Stimmung einfach nicht ins Rollen kommt, könnt ihr euch auf meine Geheimtipps verlassen:

Bring The Beat – Musik entspannt nicht nur euch, sondern auch euer Model. Sie ruft Erinnerungen hervor und weckt Emotionen. Schlagt ihr vor, etwas zu tanzen, so entstehen natürliche und authentische Posen.

Augen zu und durch – Um einen noch engeren Kontakt zum Model zu bekommen, fotografiert ihr nicht durch die Linse, sondern „blind“. Legt die Kamera dafür auf euren Schoß und fokussiert nur kurz für die erste Aufnahme. Danach stellt ihr auf manuellen Fokus um.

Spiegelkabinett – Animiert euer Model loszulassen. Lacht sie, lacht ihr einfach lauter – und schräger. Tanzt sie, tanzt ihr auch. Und zwar so, als ob keiner zusieht. So nehmt ihr eurem Model die Unsicherheit und erreicht, dass sie mehr von sich zeigt, als sie vielleicht selbst erwartet hätte.

Zusammenfassend kann ich also sagen: Habt einfach Spaß. Findet heraus, was sich gut anfühlt: Für euch – und für euer Model. Bildet eine Einheit. Dann holt ihr gemeinsam das Beste aus dem Shooting heraus. Ich wünsche von Herzen viel Spaß beim Fotografieren.

Alles Liebe
Eure Marta

Ein fotografischer Freigeist: Marta Urbanelis

Tipps vom Profi: Lasst euch von der Raffinesse der Fotografin inspirieren