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Natürliches Licht setzt Food-Motive in Szene, am besten von der Seite oder von hinten und nicht aus der gleichen Richtung wie die Kamera.

Fotografietipps

Food-Fotografie – Blogger-Tipps von fiftytwo freckles für wirklich leckere Bilder

Text und Fotos: Nic Hildebrandt, fiftytwofreckles.com

Gehört ihr vielleicht auch zu der Sorte kochbegeisterter Menschen, die sich ganz schlecht von Rezept-Magazinen oder Kochbüchern trennen können, die eigentlich längst nicht mehr am Puls der Zeit sind? Ich schon! Und was ich da sehe, wenn ich darin manchmal nach einem alten Lieblingsrezept suche, bringt mich oft zum Schmunzeln. Neulich fiel mir zufällig ein 70er-Jahre-Kochbuch in die Hände. Was für ein Foodstyling, dachte ich! Alle Gerichte sahen aus wie hochglanzlackiert, und übersättigte, warme Farbtöne dominierten die Essenskreationen. Kein Mensch würde diese Bilder heute noch wirklich appetitlich finden. Aber so wie Mode, Musik und Zeitgeist unterliegt eben auch die Fotografie Trends. Sie verändert sich ständig. Und das ist gut so.

Teller mit Pastagericht, dazu Besteck, Servietten und Accessories, alle in Schwarz-Weiß, aber verschiedenen Mustern.
Der Kontrast zwischen dem farbenfrohen Pastagericht und dem dunklen Teller macht das Bild lebendig. Fotos: Nic Hildebrandt, www.fiftytwofreckles.com

Hobby Food-Fotografie: Erst das Foto, dann der Genuss

Heutzutage ist fast jeder irgendwie ein Food-Fotograf. Vielleicht kennt ihr das ja auch von euch oder euren Lieben: „Halt! Noch nicht essen, ich muss erst noch ein Foto machen.“ Manch einer mag dieses Verhalten albern finden, aber ich sehe es auch immer gern als Wertschätzung für das, was da auf dem Teller liegt. Das Essen wird in diesem Moment zu mehr als einfach nur einem Nahrungsmittel. Und wir freuen uns offensichtlich so sehr darüber, dass wir es im Bild festhalten und vielleicht sogar mit der Welt teilen wollen. Also warum nicht mal als selbst gestaltetes Rezept-Fotobuch oder einen Wandkalender mit Kulinarischem als Geschenk für einen passionierten „Foodie“?

Cremefarbenes Eis, hellbraune Waffeln, rosige Blüten, heller Holzuntergrund, dazu schwarze Servietten und ein dunkler Löffel für mehr Kontrast.
Cremiges Eis, zarte Farben und ein bisschen Schwarz für mehr Kontrast.

Als Bloggerin und Autodidaktin in Sachen Food-Fotografie habe ich in den letzten Jahren einiges gelernt, das hilft, meine Rezeptfotos appetitlich in Szene zu setzen. Meine Tipps möchte ich mit euch teilen.

  1. Macht vor dem Fotografieren einen Weißabgleich (siehe Infobox). Eine falsche Farbtemperatur lässt das Essen eher unappetitlich aussehen.

  2. Benutzt für eure Food-Fotos niemals den eingebauten Kamerablitz. Euer Essen wird nämlich fast immer eintönig, unrealistisch und wenig lecker aussehen. Die Farben jedes Gerichtes leiden, das Blitzlicht verursacht zudem harsche Schatten und unschöne Lichtreflexe auf Tellern, Besteck, Gläsern und den Leckereien selbst.

  3. Nutzt natürliches Licht: Am besten sollte es von der Seite oder von hinten und nicht aus der gleichen Richtung wie die Kamera kommen. Eine Lichtquelle von seit- oder rückwärts gibt dem Foto eine angenehme Tiefe und macht es somit interessanter. Ich selbst shoote meine Food-Stylings neben einem großen Terrassenfenster auf dem Boden, meist mit einem transparent-weißen Vorhang dazwischen. Sind an einem besonders hellen Tag die Schatten zu stark, stelle ich auf der Gegenseite noch einen weißen Reflektor (siehe Infobox) auf.

  4. Denkt in Schichten – „Layering“ ist nicht nur in vielen Modestilen das Zauberwort. Gestaltet euer Food- und Tisch-Styling mithilfe mehrerer Lagen, beispielsweise der verwendeten Stoffe, Servietten und eures Geschirrs. Das Besteck und Elemente wie Kräuter, Gewürze und andere Zutaten sind ebenfalls geeignet.

  5. Findet Utensilien, die zu eurem Essen passen und schafft Kontraste. Optimalerweise sollten das Styling und die Tischsituation zum servierten Gericht passen. Überlegt, welche Stimmung euer Foto ausstrahlen soll. Gemütlichkeit oder Exotik, Frische oder Opulenz? Sucht die Fotoutensilien entsprechend aus. Bedenkt dabei komplementäre Farben und schafft spannende Kontraste zwischen Essen und Geschirr. Merke: Ein grüner Salat geht auf einem grünen Teller unter. Ich suche mir übrigens gern einzelne Teller, Schüsseln und Besteckteile für meine Rezeptfotografie auf Flohmärkten zusammen.

  6. Arrangiert nicht zu sauber und ordentlich, zu viel Perfektion ist eher langweilig. Wirklich lebendige Food-Fotografie verträgt ein paar Krümel, Kleckerflecken, Mehlstaub und auch scheinbar wahllos verteilte Küchenutensilien.

  7. Fügt eine „Prise Mensch“ hinzu: Eine Hand, die eine Gabel hält, Gewürze streut oder ein Getränk eingießt, machen ein Food-Foto attraktiver und lebendiger.

  8. Lasst euer Essen zum Star werden und fotografiert aus allen Perspektiven. Findet die optische Stärke eures Gerichtes. Ist es die Frische, die Cremigkeit, die Vielfalt der Farben? Genau dort sollte der Fokus eurer Bilder liegen. Und da durch unterschiedliche Winkel und Perspektiven beim Fotografieren ganz unterschiedliche Stimmungen festgehalten werden, solltet ihr euer Fotoobjekt von allen Seiten einfangen – bevor ihr es dann endlich essen dürft.

Ganz einfach erklärt: Reflektor

Ein Reflektor kann jede größere helle Fläche sein, die das vorhandene Licht von der Quelle reflektiert. Man kann damit die eher schattige Seite eines Fotoobjekts aufhellen, indem man ihn einfach so nah wie möglich vor dem dunkleren Bereich eines Objekts aufstellt, ohne dass er später auf dem Foto zu sehen ist. Abgesehen von professionellen Reflektoren erfüllt übrigens eine simple weiße Pappe ebenfalls diesen Zweck.

Mix aus Formen und Farben (Weiß, Grün, Rot, Schwarz): Asianudeln mit Edamame-Cashew-Pesto mit Bambusstäbchen auf Bast/Bambusmatte, von oben fotografiert.
Ein echter Hingucker: Asianudeln mit Edamame-Cashew-Pesto.

Ganz einfach erklärt: Weißabgleich

Das Umgebungslicht beeinflusst die "Farbtemperatur" eines Fotos, da die Kamera auf dieses Licht generell empfindlicher reagiert als das menschliche Auge. Die Temperatur kann deshalb, je nach Lichtquelle – Tageslicht, künstliches Licht oder beispielsweise Neonlicht – stark variieren. Das Foto wird in der Folge zum Beispiel rotstichig (warme Fabtemperatur) oder blaustichig (kalte Farbtemperatur) erscheinen, was oft unerwünscht ist: Besonders bei der Food-Fotografie wirkt Essen dadurch unappetitlich. Diese unerwünschte Verfärbung lässt sich durch einen Weißabgleich mit der Kamera ausgleichen. Aktiviert dafür entweder den "automatischen Weißabgleich" in den Einstellungen eures Fotoapparats – das ist die einfachste Möglichkeit – oder aber ihr führt diesen manuell durch. Wie das funktioniert, lest ihr in der Bedienungsanleitung eurer Kamera.

Üppig belegte Stulle auf Holzbrett mit Gabel, im Hintergrund Getränkebecher und Pflanze.
Üppige Stulle mit weißen Bohnen, Paprika und Chorizo.

Die Vorteile von Stativ und Foto-Apps

Viele Kameras besitzen mittlerweile eine Wi-Fi-Funktion und sind per dazugehöriger App an Smartphone oder PC koppelbar. Ich nehme am liebsten mein Tablet dafür, denn die große Ansicht auf dem Display erleichtert es mir, den besten Bildausschnitt und die harmonischste Fotokomposition zu finden, bevor ich den Auslöser drücke. Dies kann ich übrigens dann auch direkt über die App tun und darin sogar den Fokuspunkt im Bild durch ein Tippen auf den Bildschirm bestimmen.

Vorn im Bild liegt Fudge auf einem Teller, im Hintergrund sind unscharf einige Küchenutensilien erkennbar.
Herangezoomt – die Küchenutensilien sind hinter dem Fudge (Toffee/Karamell) nur unscharf zu erkennen.

Die besten Objektive für die Food-Fotografie

Lichtstarke 50-Millimeter- oder auch 35-Millimeter-Festbrennweiten eignen sich hervorragend für die Food-Fotografie. Denn sie liefern knackscharfe Bildergebnisse, auch unter nicht optimalen Lichtverhältnissen. Sie lassen „Top Shots“ von oben auf das Essen genauso gut aussehen wie alle anderen Betrachtungswinkel. Außerdem arbeite ich aber auch gern mit einem lichtstarken Zoom wie meinem 24-120-Millimeter-Objektiv. Beim Heranzoomen an Essensdetails entsteht hiermit Nahaufnahmen mit einem schön verschwommenen Hintergrund, dem sogenannten Bokeh.

Zimtschnecken mit Puderzucker in einem schwarzen Drahtkorb neben roten Johannisbeeren in der Nahaufnahme/Ausschnitt.
Puderzucker macht die Zimtschnecken in der Nahaufnahme erst zum Hingucker.

Fotografieren Sie niemals hungrig!

Hunger ist kein guter Foto-Assistent, wenn es um das perfekte Food-Fotoshooting geht. So geht es mir zumindest. Denn mit knurrendem Magen werde ich ungeduldig und das sieht man auch meinen Bildern an. Dabei vergesse ich dann auch schon mal meine eigene Regel, das Gericht möglichst aus allen Perspektiven in Szene zu setzen, bevor ich mich über das Essen hermache. Denn eine weitere meiner Regeln lautet: Lebensmittel werden nicht nur für das Foto zubereitet, sie sollen natürlich auch genossen werden!

Eine Person mit schwarz-weiß geringeltem Langarmshirt hält einen Teller mit Pastasalat vor dem Bauch (Ausschnitt).
Pastasalat für die Sommerparty.

Kreative Alltagsheldin: Nic Hildebrandt alias fiftytwo freckles

Die Bloggerin sieht auch im Gewöhnlichen das Schöne, hält diese Momente in Fotos fest und macht daraus Inspirierendes.

Fotomagnete: Die Magie der kleinen Nachrichten

Am Kühlschrank hängt oft einiges: Stundenpläne, Einkaufszettel, Bilder, Postkarten. Mit persönlichen Fotomagneten lassen sich diese besonders schön dort festhalten. Nic hat Ideen und Tipps dazu.