Fototipps
Milchstraßen-Fotografie - einfach galaktisch schön
Wir lieben ihn, den Blick in diese unendliche Weite des Universums, in das unglaublich schöne Leuchten der strahlenden Sterne. Wenn zusätzlich die Milchstraße als helles Band zu sehen ist und tatsächlich so wirkt, als hätte jemand einen Pinselstrich mit Milch gezogen, ist das wahrlich ein Himmelsspektakel. Die aus Milliarden Sternen bestehende Formation ist allerdings nur dann wirklich klar und deutlich zu sehen beziehungsweise zu fotografieren, wenn mehrere Bedingungen stimmen.
Unsere Anleitung und Tipps zu Kamera-Einstellungen, Ausrüstung und Location für das Fotografieren unserer Galaxie hilft euch dabei, die Sterne am Nachthimmel nicht nur zu bewundern, sondern mit der Kamera festzuhalten. Bei der Milchstraßenfotografie spielen Planung und Ausstattung eine zentrale Rolle. Besonders gut sehen eure Aufnahmen übrigens in einem CEWE FOTOBUCH aus.
So klappt's mit den Himmelaufnahmen
1. Die beste Jahreszeit zum Fotografieren
Die besten Monate, um die Milchstraße von Deutschland aus zu fotografieren, sind Ende Februar bis September. Der hellste Teil unserer Galaxie, das sogenannte galaktische Zentrum, kommt im Winterhalbjahr zwischen Oktober und Mitte Februar kaum oder gar nicht mehr über den Horizont hervor.
2. Die Lichtverschmutzung hinter sich lassen
Lichtverschmutzung ist die Überlagerung von natürlichem Licht durch künstliches Licht, zum Beispiel durch Straßenlaternen, die Beleuchtung in Häusern oder andere Lichtquellen, die vor allem durch die Infrastruktur in Städten vorhanden sind. Selbst ein bedeckter Himmel in der Stadt ist noch bis zu 1500 Mal heller als der natürliche Nachthimmel. So lassen sich nur noch die hellsten Sterne, jedoch nicht die facettenreicheren Himmelsphänomene wie die Milchstraße erkennen. Ihr müsst also zwingend hinaus in die Natur, um die Milchstraße fotografieren zu können.
3. Position und Uhrzeit
Weil die Erde sich dreht, "wandern" die Sterne über den Nachthimmel. Wie der Mond und die Sonne auf- und untergehen, gilt dies auch für die Milchstraße. Wann und wo sie aufgeht, könnt ihr beispielsweise anhand einer App herausfinden. Wir haben die Fotografie-App Photopills genutzt, eine Alternative ist die Software Sun Surveyor. Der Mondstand lässt sich damit ebenfalls ermitteln. Beide sind für iOS- und Android-Geräte erhältlich.
Tipp: In diese Apps integriert ist übrigens auch ein Tool zur Suche von Aufnahmeorten und ein Fotoplaner. Für uns sind das wichtige Features, denn der Bildvordergrund beziehungsweise der Bildausschnitt ist uns immer sehr wichtig. Ein gut gewähltes Objekt auf der Erde – im obigen Bild ist es die Kapelle unter dem Naturschauspiel am Himmel – sorgt unserer Meinung nach für ein noch interessanteres Foto.
4. Mondstand und Wetter berücksichtigen
Um einen freien Blick auf die Milchstraße zu haben, muss der Himmel wolkenfrei sein. Daher ist eine sternklare Nacht, zumindest da, wo die Milchstraße liegt, zwingende Voraussetzung. Auch der Mond spielt eine große Rolle beim Fotografieren der Milchstraße – scheint er zu hell, wird die Milchstraße unsichtbar. Daher sind die Tage um Neumond die beste Zeit für ein Astro-Shooting.
5. Hochwertiges Kamera-Equipment für gute Fotos
Die Milchstraßen- und Astrofotografie gehört zu den Bereichen, die ein hochwertigeres Foto-Equipment erfordern – sowohl in Bezug auf den Kamera-Body als auch hinsichtlich der Objektive. Im Prinzip gilt: Je größer der Sensor und je lichtstärker das Objektiv, desto besser. Um einen möglichst großen Bereich des Himmels einzufangen, eignet sich ein Weitwinkelobjektiv. Wir benutzen meistens ein 14-Millimeter-Objektiv f 2.8.
Tipp: Da der Sternenhimmel lange belichtet werden muss, solltet ihr unbedingt ein Stativ nutzen, sodass die Kamera über mehrere Sekunden komplett bewegungslos steht. Um die Kamera beim Auslösen nicht zu verwackeln, eignet sich außerdem ein Funkauslöser.
6. Mit den richtigen Kameraeinstellungen zum perfekten Foto
Um die Milchstraße einzufangen, sollte möglichst viel Licht in die Linse gelangen. Da es aber dunkel ist, wenn das Phänomen auftritt, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Eine Vollformatkamera ist nicht zwingend erforderlich, aber von Vorteil. Unser wichtigster Tipp lautet: Raus aus dem Automatikmodus! Wie in allen anderen fotografischen Disziplinen gilt auch in der Astrofotografie das gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis von Belichtungszeit, ISO und Blendenöffnung.
Astrofotografie: Die wichtigsten Einstellungen
- Fokus: In der Nacht funktioniert der Autofokus nicht zuverlässig. Stellt daher den Fokus auf manuell und auf kurz vor unendlich. Meist kann man sich dabei an einem besonders hellen Stern orientieren. Oder man fokussiert tagsüber auf ein sehr weit entferntes Ziel, zum Beispiel den Mond, und behält die Fokuseinstellung dann nachts bei.
- Auslösen: Der M-Modus ist empfehlenswert. Arbeitet mit Stativ und Fernauslöser. Dann muss bei den meisten Kameras der Bildstabilisator ausgeschaltet werden, damit die Bilder scharf bleiben.
- Objektiv: Greift auf ein Weitwinkelobjektiv zurück (Astroobjektive): 14 bis 24 Millimeter (Vollformat-Sensor) beziehungsweise 10 bis 16 Millimeter (APSC-Sensor).
- Blende: Man benötigt eine offene Blende und muss eine möglichst niedrige Blendenzahl einstellen, beispielsweise 4 oder kleiner. Unsere Fotos sind mit einer Blende 2,8 entstanden.
- ISO Werte: Der ISO-Wert sollte manuell eingestellt werden. Bei einem APSC-Sensor bleibt ihr unter 3200, bei einem Vollformat stellt ihr höchstens 6400 ein – wenn möglich eher etwas niedriger, um starkes Bildrauschen zu vermeiden.
- Belichtungszeit: Diese sollte in der Regel zwischen 20 und 25 Sekunden liegen. Wichtig: Nur so lange wie nötig belichten, da die Belichtungszeit durch die Erdrotation begrenzt ist. Ansonsten kann es passieren, dass die Sterne wie "Striche" wirken. Unsere Belichtungszeit lag bei 25 Sekunden.
- Dateiformat: Stellt eure Kamera so ein, dass die Fotos als RAW-Dateien gespeichert werden. So könnt ihr im Anschluss besser nachbearbeiten und noch mehr Licht aus den Fotos herausholen.
Keine falsche Scheu - traut euch selbst aufs Bild
Wir hätten noch eine Motividee für euch: Indem ihr euch persönlich auf das Foto begebt, erzeugt ihr zusätzlich Spannung. Mit einer Taschenlampe oder vergleichbaren Lichtquelle könnt ihr beim Belichten kurz die Umgebung anleuchten, sodass mehr als nur ihre Umrisse zu erkennen sind. Auch ein in den Himmel gerichteter Lichtstrahl sorgt für einen ansprechenden Effekt. oder zieht euch etwas Helles an. Weiße Kleidung reflektiert das wenige vorhandene Licht sehr gut und sorgt für eine mystische Stimmung. Wichtig: Falls ihr euch ins Bild stellt oder setzt, müsst ihr möglichst die Luft anhalten und euch nicht bewegen. Ansonsten wird das Bild unscharf.
Auf der Suche nach den besten Fotospots?
Die Milchstraße lässt sich an vielen Orten in Deutschland fotografieren - wenn man die genannten Tipps beachtet. Generell wurden die Gebiete Brandenburg, Dreiländereck Thüringen-Hessen-Bayern, Nordrhein-Westfalen und Bayern von der International Dark Sky Association (IDA) als Sternenparks ausgewiesen. Unsere Fotos sind an folgenden Orten entstanden:
In Berchtesgarden
- am Hintersee bei Ramsau
- auf dem Berg Jenner, der zum Göllstock in den Berchtesgadener Alpen zählt
und im Pfälzerwald
- auf den Geiersteinen bei Lug
- an der Kriegergedächtniskapelle auf der Sickinger Höhe
- auf dem Rötzenfels bei Gossersweiler-Stein
Traut euch! Auch wenn es bei der Astrofotografie viel zu bedenken gibt, gibt es mindestens genauso viel zu erleben! Viel Spaß dabei wünschen euch Annika und Mathias